Nefs Naschwerkstatt
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Eine Hochzeitstorte für die Chefin
19.
May 2013
Zutaten
- 6 Eigelbe
- 6 Eiweiße
- 200 g Zucker
- 1 Pkt. Vanille-Zucker
- 150 g Mehl
- 50 g Speisestärke
- 1 TL Backpulver
- 1 Pkt. Puddingpulver
- 500 ml Milch
- 2 EL Zucker
- 180 g Butter
- 6 EL Puderzucker
- 70 g Lemon Curd
- 1 kg Fondant
- versch. Lebensmittelfarben
- grüner Zuckerschriftstift
- etwas Puderzucker
Zubereitung
Hallo meine Lieben,
ich habe mich tatsächlich an einer Hochzeitstorte versucht. Sie ist natürlich lange nicht so schön wie die vielen anderen, die man so im WWW finden kann, aber für meinen ersten Versuch hat es ganz gut geklappt. Und die Dame hat sich darüber auch gefreut =)
Das war mir die Arbeit dann auch wert und vielleicht versuche ich mich irgendwann noch mal an einer so aufwendigen Torte - aber dann darf es ein anderes Thema sein =)
Wie bin ich auf die Idee gekommen? Nun, das war relativ simpel. Meine Chefin hat sich in diesem Jahr das Ja-Wort gegeben und natürlich sollte es auch etwas Gebackenes von mir geben zu ihrem Geschenk. Ich habe eine Weile überlegt und gesucht und mich dann für eine Eigenkreation entschieden. Dabei komme zwar am meisten schiefgehen, aber ich wollte mich einfach nicht an diese wahnsinnig aufwendigen Teile herantrauen. Nachher klappt es nicht!
So habe ich also ein Wochenende vorher eine Miniversion des Ganzen probiert und sie meinem Göttergatten mit ins Büro gegeben. Die Männer sollten mal testen ob es schmeckt. Tat es. Also war klar: ich backe eine Hochzeitstorte.
Das Timing war perfekt - ich konnte die Torte nicht zu früh herstellen und der Sonntag vor dem Event war bereits mit einer Reise zur Leipziger Buchmesse verplant. Tja, also habe ich mich Samstagabend hingestellt und das Grundgerüst gebaut. So musste am nächsten Tag nur noch die Verzierung her. Das war dann wieder die leichteste Übung. Aber ich wollte ja unbedingt - also musste ich es irgendwie einplanen. Und so lief es dann:
Erst einmal war ich auf der Suche nach einem Biskuitteig der wirklich klappt. Ich hatte ja dank meines Birthdays und anderen Versuchen schon gemerkt, der Teig und ich werden keine Freunde. Irgendwas ging immer schief. Das kann ich mir natürlich dann nicht erlauben. Nachdem ich von der Familie und den Kollegen einige Rezepte zusammen hatte, habe ich mir alle angeschaut und gegrübelt, welches wohl klappen könnte. In einem Grundbackbuch im Schrank meiner Mutter wurde ich dann fündig. Nicht zu aufwendig, also dachte ich mir: ich pack das!
So begann ich mir meine Utensilien zusammen zu sammeln: Rührschüssel, Messbecher, kleine Tasse zum Eier aufschlagen und trennen, Waage, Sieb, Topf, Schneebesen, div. Besteck, Nudelholz, Ausstecher (Herz, Tauben, Tüllen für die Ringe), Prägeschriften (tolle Idee, aber mangelhaft in der Umsetzung), ein Nudelholz, Rührgerät mit Rührwedeln, Pinsel, einen Silikonspatel, einen Metalspatel, eine Springform (26 cm), einen Holzspieß, einen Fondantglätter, Backpapier und ein Abkühlgitter.
Zu erst muss natürlich der Ofen vorgeheizt werden auf 180°C Ober- und Unterhitze. Dann wird die Form am Boden mit einem Stück Backpapier bespannt und beiseite gestellt.
Nun geht es an den Teig. Erst die Eier trennen. Aus praktischen Gründen erst die Eiweiße in einem Messbecher steif schlagen. Dann das Eigelb in die Rührschüssel geben, mit dem Zucker schaumig rühren und den Vanille-Zucker drunter rühren.
Den Eischnee vorsichtig auf die Eimasse geben, Mehl mit Backpulver und Speisestärke in ein Sieb geben und über den Eischnee sieben. Nun alles vorsichtig mit dem Spatel vermengen. Dann ab damit in die bereitgestellte Springform und in den Ofen damit.
Das bäckt jetzt gemütliche 60 Minuten im Ofen. Macht nur nicht den Fehler zwischendurch die Tür zu öffnen, dann sackt der Teig in sich zusammen und ihr könnt ihn nur noch für Cakepops benutzen. Sollte er zu dunkel werden - keine Angst, er wird eh mit allerhand überzogen ;)
Wenn die Zeit rum ist, macht eine Stäbchenprobe und holt den Kuchen aus dem Ofen. Nun den Teig ein wenig in der Springform lassen. So schnell kriegt ihr ihn eh nicht raus - das Ding ist verdammt heiß. Wenn ein paar Minuten rum sind, nehmt ihr vorsichtig den Ring ab, legt das Abkühlgitter auf den Kuchen und dreht das Ganze schwungvoll um. Nun den Boden abnehmen und vorsichtig da Backpapier entfernen. Dann den Kuchen wieder umdrehen und komplett auskühlen lassen.
Wenn die Zeit ran ist, steht die Buttercreme auf dem Plan. Dafür den Pudding nach Anleitung kochen. Also Milch in einen Milchtopf geben, ein paar Esslöffel Milch in eine Tasse geben, Puddingpulver und Zucker einrühren, warten bis die Milch aufkocht, Pulvermischung dazu und noch mal ein bisschen köcheln lassen. Dann runter vom Herd und artig so lange mit dem Schneebesen rühren, bis er Pudding erkaltet ist. Das dauert schon so seine 40 Minuten. Wenn man den Pudding nicht ständig rührt, bildet sich eine Haut oben drauf. So etwas hat in einer Buttercreme nichts zu suchen.
Wenn der Pudding also Handtemperatur hat, kommt die Butter in eine Schüssel, der Puderzucker oben drauf, das Lemon Curt dazu und das Ganze verrührt. Nun immer ein bis zwei Löffel Pudding in die Creme geben und gut vermischen. Das Ganze macht man so lange, bis die Buttercreme fertig ist.
Zurück zum Teig. Ich habe mir mal in einem Anflug von 'muss ich haben' eine Kuchenteilhilft gekauft. Das ist ein Metalring mit vielen Rillen. Den setzt man um den Teig und schneidet auf einer Seite mit einem langen glatten Messer die Hälfte des Kuchens. Dann dreht man den Spaß und schneidet die andere Hälfte. So vermeidet man einen schiefen Schnitt. Tolle Erfindung!
Damit habe ich den Kuchen in drei Teile geteilt. Je nachdem wie stark gewölbt der obere Teil ist kann man ihn noch mit einem Messer begradigen. Ich habe ihn einfach umgedreht ;)
Nun einen Tortenring um den unteren Teil gelegt und fest gezogen. Dann habe ich nach gut dünken die Buttercreme eingeteilt. Ich habe ungefähr ein Drittel für den unteren Boden benutzt, mit dem Metalspatel die Creme gleichmäßig verteilt und dann den mittleren Boden vorsichtig drauf gelegt und leicht angedrückt. Dann noch einmal ein Drittel Buttercreme drauf, verteilt und den Deckel drauf gelegt. Mit der Wölbung nach unten. Nun ist ja noch Buttercreme da. Das ist aber auch wichtig, denn nun muss der Tortenring weg und die Lücken müssen mit gefüllt werden. Schlussendlich muss die Torte mit einer dünnen Schicht Buttercreme umhüllt sein, sonst hält der Fondant nachher nicht. Ein wenig Buttercreme muss übrig bleiben für die Deko! Die soll ja auch angeklebt werden.
Die Torte nun für eine Weile in den Kühlschrank stellen, damit die Buttercreme fest wird. Ich hab irgendwo gelesen, dass man das machen soll. Dann ist die Buttercreme auch nicht mehr so feucht und der Fondant sifft nicht durch. Also für ein Stündchen in den Kühlschrank und in der Zeit in der Küche klar Schiff machen. Ihr braucht definitiv eine große, saubere und vor allem trockene (!) Arbeitsfläche.
Wer dazu neigt feuchte Hände zu bekommen, sollte sich Handschuhe anziehen. Ich benutze sie generell gerne, weil meine Haut das dauernde Händeeinseifen nicht so lustig findet.
Damit der Fondant nicht auf der Arbeitsfläche klebt, eignet sich eine Ausholmatte. Wer keine hat, nimmt einfach etwas Puderzucker und stäubt die Fläche ein. Dann den Fondant aus der Verpackung befreien und weichkneten. Nun mit dem Nudelholz (Silikon - immer empfehlenswert) vorsichtig ausrollen und immer wieder wenden. Sollte der Fondant festkleben, nachpudern. Ich musste die ganze Masse einmal komplett wieder zusammenkneten, weil es sich mit der Arbeitsfläche angefreundet hat. Beim zweiten Mal ging alles gut.
Die ausgerollte Fläche muss so groß sein, dass die Torte damit komplett umhüllt werden kann. Mit dem Fondantglätter einmal über die Fläche gehen bis alle Unebenheiten weg sind. Nun die Torte aus dem Kühlschrank holen und bereit stellen. Den Fondantüberzug auf das Nudelholz aufrollen und vorsichtig über der Torte abrollen.
Jetzt wird es spannend. Mit den Händen vorsichtig den Fondant an der Oberfläche andrücken und dann die Seiten anlegen. Versucht möglichst alle Falten zu beseitigen indem ihr den Fondant immer mal wieder lüftet und neu anlegt. Wichtig: mit den Händen vom Boden zur Decke fahren. Sonst könnte der Fondant oben an der Kante reißen. Das wäre schade. Aber auch das lässt sich mit Geduld beheben. Wenn alles umhüllt und zu eurer Zufriedenheit ist, nehmt ihr ein scharfes Messer und schneidet den Fondant so zurecht, dass er mit der Torte abschließt.
Eventuelle Risse lassen sich mit einem Modelierwerkzeug glätten. eventuell hilft es auch ein kleines Stück Fondant dünn auszurollen und über die Fläche zu legen.
Mit dem Fondantglätter nun noch einmal überall drüber und dann sollte die Grundtorte fertig sein.
Die Verzierung ist natürlich komplett euch überlassen, ich hatte ja schon meine Ideen ;)
Also habe ich angefangen roten Fondant, den ich zu meinem Birthday geschenkt bekommen hatte, auszurollen um genau zwölf kleine Herzchen auszustechen. Wer keinen roten Fondant hat, kann mit Gel- oder Pulverlebensmittelfarbe weißen Fondant einfärben. Immer nur ein wenig Farbe benutzen, gut durchkneten und dann eventuell nachfärben. Hierfür solltet ihr unbedingt Handschuhe tragen, die Farbe färbt nicht nur den Fondant ;)
Die Herzen habe ich dann nach System auf die Torte gelegt. Erst vier um sie gerade auszurichten und dann die anderen acht dazwischen. Nun kommt der Rest Buttercreme zum Einsatz. Immer ein Herz umdrehen, etwas Buttercreme drauf pinseln und dann auf den Fondant kleben. Da Fondant bei Feuchtigkeit anfängt sich aufzulösen, eignet sich hier eher noch eine cremige Konsistenz. Wer keine Buttercreme mehr hat, kann sich auch ein kleines bisschen Zuckerglasur anrühren. Aber möglichst dickflüssig bitte.
So, nun hatte ich also rote Herzen auf der weißen Torte. Der Anfang war gemacht. Ein wenig weißen Fondant habe ich dann mit blauer Lebensmittelfarbe eingefärbt und hellblaue Tauben ausgestochen. Ebenso habe ich gelbe und orangene Lebensmittelfarbe genommen um die Farbe für die Ringe zu erhalten. Aus Ermangelung zweier kleiner Ringausstecher, habe ich mir einfach zwei Tüllen genommen. Mit einer großen habe ich zwei Kreise ausgestochen und mit der kleineren dann die Ringe vollendet. Dieses filigrane Gefissel war nicht einfach zu transportieren, aber es klappte irgendwie. Sowohl die Tauben als auch die Ringe habe ich natürlich wieder mit Buttercreme festgeklebt.
Nun kam das schwierigste - die Zuckerschrift. Ohje! Ich hatte mehrere Möglichkeiten: freihändig, vor malen oder vordrucken. Ich habe mich für die letzte Möglichkeit entschieden und hatte mir vorher schon im Backzubehör meines Vertrauens eine schöne Prägeschrift gekauft. Nun mussten die Buchstaben aber noch ausgesucht werden - mein Gott, was schreib ich da drauf? Ich wusste es noch nicht. Also habe ich mehrere Sachen ausprobiert und mich schlussendlich für 'Alles Liebe' entschieden. Unverfänglich und passend.
Diese Prägeteile sind aber auch ein Kampf. Erst muss man sich die Buchstaben raussuchen, dann muss man sie voneinander trennen und zu guter Letzt noch die restlichen Plastigverbindungsstücke entfernen. Dabei habe ich ein wenig Federn lassen müssen - das Messer war schärfer *hüstel*
Nun sollten die Buchstaben in der richtigen Reihenfolge in die Halteschiene. Sie wollten aber nicht! Alle naselang haben sie sich verkanntet. Ich bin bald irre geworden. Mit viel Flucherei und Rumgemotze klappte es dann doch noch und die Schrift landete auf der Torte. Immerhin!
Ich hatte mir ein grünes Glitzer-Zucker-Gel gekauft und habe damit die Buchstaben nachgezogen. Das klappte immerhin ziemlich gut. Und zu meiner Freude war ich dann auch endlich fertig. Was ein Kraftakt. Ich habe keine Ahnung wie lange ich für alles in der Küche gestanden habe - aber es war am Ende ziemlich dunkel draußen und mir tat alles weh.
Im Büro bekam die Torte dann viele 'Oh's' und 'Ah's' und ich war irgendwie glücklich, dass ich es hinbekommen habe =) In einer gemütlichen Runde wurde sie dann verputzt und gab uns für den restlichen Tag genug Energie ;)
Meine Befürchtung, sie könnte durch den Fondant zu süß sein, hat sich nicht bestätigt. Jippie.
So, wer von euch also auch mal so irre sein möchte und sich den Stress geben will - viel Spaß! Mit Sicherheit gibt es viele Menschen, die sich sagen 'Pah, das mach ich mit links'. Mag ja sein - ich nicht. Es wäre vielleicht weniger stressig gewesen, wenn es nicht für jemand anderen gewesen wäre. Nun, inzwischen habe ich genug Zeitschriften, Blogs und Seiten gesehen, auf denen sich die tollsten Torten tummeln, dass ich mir ziemlich klein vorkomme mit meinem Törtchen, aber es ist nicht aller Tage Abend und die nächste Torte kommt sicherlich =)
Bis dahin backe ich viele kleine Sachen und sammle Mut.
Zuckersüße Grüße,
eure Backfee Nef